Der Neustart der Pebble-Smartwatches hätte ein Triumph werden können – schließlich hat kaum eine Wearable-Marke eine loyalere Fangemeinde. Doch kurz nach dem Verkaufsstart der neuen Modelle steckt das Projekt in einem unerwarteten Streit. Pebble-Gründer Eric Migicovsky und das unabhängige Rebble-Team, das jahrelang den Fortbestand der Pebble-Software sicherte, werfen sich gegenseitig vor, das Ökosystem für sich vereinnahmen zu wollen. Die Auseinandersetzung gefährdet nicht nur das Vertrauensverhältnis, sondern womöglich auch die Zukunft der neuen Geräte. Wie konnte es dazu kommen?
Pebble-Revival im Krisenmodus: Warum sich Gründer und Community jetzt blockieren
Die Ausgangslage klingt eigentlich vielversprechend: Vor dem Launch der neuen Pebble-Uhren schlossen Migicovsky und das Pebble-Team einen Vertrag. Dieser sollte sicherstellen, dass bestehende Pebble-Nutzer weiterhin auf den Rebble-App-Store und zugehörige Dienste zugreifen können – sogar ohne ein eigenes Konto. Core Devices, Migicovskys neues Unternehmen, verpflichtet sich darin zu monatlichen Zahlungen pro aktivem Nutzer an Rebble. Doch kaum ist die erste Charge der neuen Pebble ausgeliefert, fliegen die Fetzen.
In einem ausführlichen Blogpost wirft Rebble dem Gründer vor, den bisherigen offenen Ansatz aufzuweichen und die Software samt Store künftig nicht mehr vollständig zugänglich machen zu wollen. Schlimmer noch: Core Devices plane, auf Basis der Rebble-Daten ein eigenes System aufzubauen – ohne die Community einzubeziehen. Migicovsky kontert in einem ebenso langen Beitrag mit dem genauen Gegenteil: Nicht er, sondern Rebble versuche, einen abgeschotteten Bereich zu schaffen. Der Pebble-App-Store solle seiner Ansicht nach langfristig Open Source werden und idealerweise von einer neutralen Instanz wie Archive.org gehostet werden.
Dass beide Seiten so vehement reagieren, hat historische Gründe. Nach dem Aus von Pebble 2016 und der Abschaltung der Server durch Fitbit war es allein das Rebble-Projekt, das die Smartwatches am Leben hielt. Das Team kopierte den ursprünglichen Store, hostete Dienste wie Timeline und Wetter selbst – und machte es möglich, dass Pebble-Uhren weiter funktionierten. Auch die neuen Pebble-Modelle profitieren immens von diesem Erbe: Dank Rebble können sie sofort auf rund 13.000 Apps und Watchfaces zugreifen.
Rebble fürchtet nun, dass all diese ehrenamtliche Arbeit nach neun Jahren ins Leere laufen könnte, wenn Core Devices das Ökosystem übernimmt. Core Devices wiederum sorgt sich um die Abhängigkeit von einem externen Dienst: Was passiert, wenn Rebble ausfällt oder seine Ausrichtung ändert? Ausgerechnet dieselbe Offenheit, die Pebble einst rettete, wird plötzlich zum Konfliktpunkt.
In der Community wächst der Wunsch nach einer Versöhnung. Viele Beobachter halten das Ganze für ein Missverständnis oder zumindest für klärbar – vorausgesetzt, beide Seiten setzen sich an einen Tisch. Rebble selbst befragt seine Nutzer bereits nach dem weiteren Vorgehen: Daten notfalls juristisch schützen oder Migicovsky größere Freiheiten einräumen? Der Gründer wiederum verweist auf bestehende Verträge und betont erneut sein Ziel eines vollständig offenen Pebble-Ökosystems.
Wie der Streit ausgeht, ist unklar. Sicher ist nur: Die Zukunft der neuen Pebbles hängt daran, dass sich beide Parteien einigen. Denn eine Smartwatch lebt nicht vom Display oder vom Akku – sondern von der Community und dem Ökosystem dahinter. Genau dieses steht jetzt auf dem Spiel.