Das Potential der Apple Watch - Oder: Siris Chance

Mittwoch, 22. April 2015

Am Freitag beginnen die Auslieferungen der Apple Watch. Es gibt jedoch eine Vielzahl an Testern, die die Smartwatch von Apple bereits in der Hand halten durften. Während alle von dem Design der Apple Watch begeistert sind, hatten einige der Vorabtester ein Problem damit, die Smartwatch vernünftig in ihren Alltag zu integrieren. Doch die Apple Watch hat viel Potential. Mehr, als vielleicht im ersten Moment ersichtlich ist. Und Apples Assistenten-App Siri spielt dabei eine wichtige Rolle.

Das sagen die Tester über die Apple Watch

Sehr viele der Tech-Journalisten, die die Apple Watch bereits ausprobieren konnten, hatten Probleme damit, sich vollständig auf Apples Smartwatch einstellen zu können. Nilay Patel von The Verge stellte die Frage, ob ein weiterer kleiner Computer, der am Handgelenk hängt und jeden Tag geladen werden muss, wirklich notwendig ist. Joanna Stern vom Wall Street Journal hatte das Gefühl, die Watch sei mit Features überfrachtet, die schwer zu finden sind. Josh Topolsky von Bloomberg stellte sogar fest, dass die Apple Watch im Alltag oft mehr ablenken kann als beispielsweise ein iPhone.

Aber natürlich gab es auch Journalisten, die die Apple Watch in höchsten Tönen lobten. So etwa Farhad Manjoo von der New York Times. Die Smartwatch ist für ihn wie ein “direkter Link zwischen meinem Gehirn und der digitalen Welt.” Es habe etwas gedauert, aber nach einer Weile habe er die Apple Watch so an seine Bedürfnisse angepasst, dass sie perfekt in seinen Alltag passte. Der Analyst Horace Dediu lobte das Konzept der Watch, das auf dem Prinzip “manchmal ist weniger mehr” basiere.

Das Potential der Apple Watch: Siri

Momentan ist die Apple Watch vor allem eines: Eine Menge Potential. Das Produkt ist noch nicht einmal auf dem Markt und hatte noch keine Zeit, sich wirklich zu entwickeln. Aus diesem Grund fiel es manchen Testern auch schwer, einen wirklichen Sinn hinter der Smartwatch zu finden.

Aber die Apple Watch könnte vieles sein. Schon seit Jahren versuchen alle möglichen Unternehmen, die Menschen mit dem perfekten digitalen Assistenten auszustatten. Genau das könnte die Watch werden. Siri wird in einer Art und Weise in das Konzept der Watch eingebunden, die sich sehr viel “richtiger” anfühlt als die Integration in Tablets und Smartphones.

Auf dem iPhone oder iPad ist es leicht, zu vergessen, dass Siri existiert. Der kleine Assistent ist für viele Nutzer kaum mehr als eine Spielerei, die hinter vielen iOS-Features und Informationen zurücktritt. Die Apple Watch ändert das. Sicher kann man auch sie über das Touch-Display bedienen (sehr gut sogar), aber der direkteste Weg ist doch die Kommunikation mit Siri. Aber um die Apple Watch mit Siri zum perfekten digitalen Assistenten zu machen, muss die App noch weiter verbessert werden.

Mit der Apple Watch sitzt Siri direkt am Handgelenk des Nutzers. Umso wichtiger ist es, dass die App und die Apple Watch lernt, sich an die Bedürfnisse des Nutzers anzupassen. Das Wearable als intelligenter, allgegenwärtiger virtueller Assistent ist mehr als bisherige Smartwatches anbieten können. Aber genau dorthin sollte der Weg führen.

Die Konkurrenz durch Google

Auch wenn Apple-Fans das nicht gerne hören, aber Google hat hier mit Android einen kleinen Vorsprung. Google Now nutzt Datamining in den anderen Google-Diensten, um so die Bedürfnisse des Nutzers zu antizipieren und nützliche Informationen bereitzustellen. Dafür hat Google die bekannten Probleme mit der Privatsphäre, da das gesamte Geschäftskonzept darauf beruht, möglichst personalisierte Nutzerprofile zu verkaufen. Dieses Konzept passt nicht in die Welt der Wearables, die per Definition etwas sehr persönliches sind. Sie sind ihrem Besitzer deutlich “näher” als ein Smartphone - und zwar sowohl physikalisch als auch digital. Sie könnten damit für deutlich detailliertere Profile sorgen, als es bisher schon der Fall ist. Und das dürfte kaum einem Nutzer wirklich gefallen. Apple mit seiner Privatsphäre-Politik scheint hier gegenüber Google vorzugswürdig.

Apple arbeitet seit Jahren am digitalen Assistenten

Es scheint außerdem deutlich hervorzutreten, dass Apple bereits seit Jahren über die Problematik des digitalen Assistenten nachdenkt. Das Unternehmen kaufte Siri bereits 2010, und 2013 kam die Assistenten-App Cue hinzu. Bisher konzentrierten sich die Überlegungen, in welche Richtung Apple Siri entwickeln will, vor allem auf die Evolution von mobilen Suchen. Was aber, wenn es auch um die Evolution des digitalen Assistenten geht? Darum, Siri aus der Versenkung der ab und an benutzten Sprachsteuerung für das iPhone und das iPad zu holen und zu einem zentralen Element für Wearables zu machen.

Siri bringt auf jeden Fall die richtigen Voraussetzungen mit, um an der Apple Watch zu wachsen. Die Smartwatch hat kein Keyboard, jede Eingabe muss also vor allem auf die Sprachsteuerung basieren. Wenn Siri in Zukunft genauer wird, ist die Stimme auch ein deutlich schnelleres Eingabemedium als eine Tastatur.

Außerdem geht es bei der Watch eben darum, die gewaltige Informationsmenge der digitalen Welt zu filtern und auf den Nutzer zuzuschneiden. Es geht darum, dem Nutzer Zeit zu sparen. Hierfür muss er delegieren können. Direktere Integration von Siri könnte genau das erlauben. Noch sind die Fähigkeiten des virtuellen Assistenten sehr begrenzt. Was aber, wenn es in Zukunft möglich wäre, mittels Siri Uber-Autos oder Taxis zu bestellen, die App als interaktiven Anrufbeantworter zu nutzen, das Lieblingsessen zu bestellen, den Nutzer von der Ankunft einer Mail von einem bestimmten Kontakt zu informieren und so weiter? Die Möglichkeiten sind vielfältig, und es wäre schön, wenn Apple sie in Zukunft nutzen würde.

Apple Watch als Zeitsparer

Es gibt eine App für alles. Nur um die Tatsache zu ändern, dass Zeit endlich ist, dafür gibt es keine App. Die Vielzahl an existierenden Apps sollte also vor allem ein Ziel haben: Dem Nutzer Zeit zu sparen. Dies könnte die wichtigste Aufgabe der Apple Watch werden. Und Siri könnte und sollte dabei die entscheidende Rolle spielen. Durch die Wearables wird das Konzept vom digitalen Assistenten wieder viel interessanter. Auf dem iPad und dem iPhone konnte Siri anfängliche Versprechungen nur schwer einhalten. Mit der Apple Watch gibt es die Chance dazu. Siri sitzt in Zukunft direkt am Handgelenk des Nutzers. Hat die Chance, das weiße Rauschen der digitalen Welt sinnvoll zu filtern. Den Nutzer in wichtigen Momenten auf Dinge hinzuweisen, in anderen Momenten aber zu schweigen. Wissen, was wichtig ist, und was nicht. Mit der Apple Watch wird ein pyramidenartiges Filtersystem geschaffen. An der Spitze steht der Mensch, dahinter Siri auf der Watch, und die Basis bildet das iPhone, das immer noch genutzt werden kann, um tiefer in eine App einzutauchen. Das Ziel sollte es sein, möglichst viel mit einem Minimum an menschlichem Input erledigen zu können. Um den Kopf für andere Dinge frei zu haben.

Aber bis es so weit ist, muss Apple noch einiges an Arbeit leisten. Siri muss kontinuierlich verbessert werden, um Fehleingaben zu minimieren. Das App-Ökosystem muss an die neuen Begebenheiten angepasst werden. Wenn dies aber gelingt, dann steht uns ein Umschwung in der Tech-Welt bevor.

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