Fitness Armbänder für Rollstuhlfahrer: Die vergessene Zielgruppe
Sonntag, 3. Juli 2016

Noch im August 2015 hyperventilierte Chaotic Moon geradezu, mit Freewheel einen speziellen Fitness Tracker für Rollstuhlfahrer zu entwickeln. Stein des Anstoßes war ein Mitarbeiter des Unternehmens, der selbst auf einen Rollstuhl angewiesen ist. Doch nach begeisterter Berichterstattung in der internationalen Presse wurde es ruhig. 2016 fehlen neue Meldungen und so ist fast ein Jahr später eben immer noch nichts Neues zu vernehmen. Offenbar ist Freewheel bisher nicht aus der Prototyp-Phase herausgekommen. Freewheel sollte z. B. Beschleunigung, zurückgelegte Distanzen und aktuelle Beschleunigung präzise messen. Auch eine spezielle App war angedacht, um am Smartphone Statistiken und Fitnessdaten zu bündeln. Freewheel sollte ein Gyroskop, ein Barometer und ein Accelerometer enthalten.

Chaotic Moon stellte auch Vernetzungsmöglichkeiten mit Brustgurten mit Herzfrequenzmessern in Aussicht. Auch wäre etwa das Mapping der Landschaft möglich gewesen, um Streckenhinweise für andere Rollstuhlfahrer oder Radfahrer zu geben, um Steigungen einzuschätzen. Ben Lamm, der CEO von Chaotic Moon, jubelte noch im August 2015: "Das Potential von Freewheel ist unbegrenzt". Mittlerweile scheint der Jubel verhallt zu sein und intern erreichte man offenbar doch die ein oder andere Grenze.
Zu vermuten ist, dass Rollstuhlfahrer leider als Zielgruppe ignoriert werden, da es sich hier um einen verhältnismäßig kleinen Kundenkreis handelt. Fitness Armbänder von Fitbit, Garmin und Co. stellen im gesamten Markt für mobile Endgeräte immer noch eine Nische dar, wenn man Vergleiche zu den mit Smartphones generierten Umsätzen zieht. Deswegen wagt kein größerer Hersteller das Experiment Wearables speziell für Rollstuhlfahrer oder etwa andere Gruppen mit körperlichen Beeinträchtigungen zu veröffentlichen. Das ist schade, denn man sollte annehmen, dass hier vielleicht via Crowdfunding etwas zu machen sein sollte.
Aktuell sieht es für Rollstuhlfahrer, die sich nach speziellen Wearables umsehen, jedenfalls leider düster aus. Bleibt zu hoffen, dass große Hersteller diese Zielgruppe vielleicht doch noch für sich entdecken - denn der Bedarf scheint, Anfragen an unsere Redaktion nach zu urteilen, durchaus vorhanden zu sein.